ADHS Verhaltenstherapie funktioniert nicht!?

ADHS Verhaltenstherapie – der Versuch einer Definition

Therapie – insbesondere Therapie (und auch Erziehung) bei Kindern und insbesondere Verhaltenstherapie – geht oftmals davon aus, dass der Mensch von außen / oben steuerbar ist. Man kann erwünschtes Verhalten antrainieren und unerwünschtes Verhalten abtrainieren, so die Theorie. Verhaltenstherapie zielt also auf eine Änderung des Verhaltens ab. ADHS Verhaltenstherapie ist nun der Versuch, ein anderes als das aktuelle Verhalten anzutrainieren.

Wer entscheidet nun, wie das Verhalten sein soll? Im Fall von Kindern sind es meist überwiegend die Eltern, aber auch das Umfeld, Pädagogen und natürlich mitunter auch die Therapeuten. Im Fall von Erwachsenen wird es schwieriger. Der Betroffene entscheidet selbst, wie er sich verhalten möchte – das denkt man vielleicht spontan. Doch ob der Betroffene nun wirklich von innen heraus entscheidet, oder ob er sich dem Verhaltensideal beugt, dass er von außen vermittelt bekommt – das steht auf einem anderen Blatt.

ADHS Verhaltenstherapie – Chancen und Gefahren

Ist nun einmal “falsches” Verhalten identifiziert, kann man dieses mit vielfältigen Methoden der Verhaltenstherapie versuchen zu ändern. Doch was ist falsches Verhalten? Ich glaube, falsches Verhalten gibt es nicht. Ich glaube, es gibt lediglich inakzeptables Verhalten. Inakzeptabel ist ein Verhalten dann, wenn es die Grenzen anderer verletzt. Dann darf ich meine Grenzen und die Grenzen anderer schützen.

Ansonsten macht es für mich Sinn zu schauen: Welchen Sinn macht dieses Verhalten? Welches Bedürfnis steckt dahinter? Zappelt das Kind, weil es sich gerne bewegen möchte (was physisch sehr gesund ist)? Oder zappelt es zum Beispiel, weil es Aufmerksamkeit braucht? Wenn man das weißt kann man überlegen: Wie kann das Kind seinen Bewegungsdrang ausleben? Oder: Wie und von wem bekommt das Kind die Aufmerksamkeit, die es braucht? Und man kann auch überlegen: Welche Regeln kann es geben, die mit den Bedürfnissen des Betroffenen UND des Umfeldes im Einklang stehen? Dann kann man auch mit verhaltenstherapeutischen Methoden Erfolge erzielen. Regeln, die überfordern, bringen natürlich nichts als Frust. Und wenn ich einfach hingehe, schimpfe und verlange, dass das Kind stillsitzt, dann vermittele ich: “Dein Verhalten ist falsch. Du bist falsch.”

Dies ist die Gefahr von ADHS Verhaltenstherapie. Ein von außen aufgezwungener Verhaltensmaßstab, der das individuelle Erleben der Betroffenen – gleich ob Kind oder Erwachsener – nicht mit einbezieht, erzeugt meist Rebellion. Und das durchaus zu Recht. Oder bekommen Sie gerne vermittelt, dass mit Ihnen etwas nicht in Ordnung ist? Leider passiert dies aber immer wieder in Therapien und Coachings.

ADHS Verhaltenstherapie kann nur gelingen, wenn sie Betroffene stärkt, statt zu vermitteln, was sie alles falsch machen. ADHS Verhaltenstherapie oder ADHS Coaching kann nur gelingen, wenn der Respekt und die Wertschätzung für Betroffene und das Umfeld gewährleistet sind. ADHS Verhaltenstherapie kann gelingen, wenn der Wille zur Verhaltensänderung aus dem / der Betroffenen heraus kommt und nicht von außen aufgezwungen wird. Dann würde ADHS Verhaltenstherapie zu einem Versuch, jemanden in einen Rahmen zu pressen, in den er nicht passt.

Sie glauben, Kinder müssen gezwungen werden, sich zu ändern? Kinder haben das Bedürfnis nach Anerkennung, genauso wie Sie das Bedürfnis nach Autonomie haben. Und da Kinder abhängig sind, stecken Sie durchaus gerne ihre eigenen Bedürfnisse zurück um zu gefallen. Erwachsene haben oft ein Verhaltensideal verinnerlicht: “Ich muss, ich muss, ich muss … Ich muss dieses, ich muss jenes … Ich bin nicht gut genug.” Wer dies zu oft hört, hat es allzu schnell verinnerlicht. Dazu sollte ADHS Verhaltenstherapie auf keinen Fall beitragen.

ADHS Verhaltenstherapie und Erwartungshaltungen

ADHS Verhaltenstherapie kann aus einem grundsätzliche lebhaften Kind kein grundsätzlich ruhiges Kind machen. ADHS Verhaltenstherapie kann aus einem Menschen keinen anderen Menschen machen. Wenn dies die Erwartungshaltung ist, wird das zu Enttäuschung führen. Menschen sind auch einfach ein Stück, wie sie sind. Kinder bringen Ihren Charakter und Ihre Eigenarten mit ins Leben. Das ist wundervoll. Überlegen Sie einmal: Was mögen Sie an sich? Was mögen Sie an Ihrem Kind? Man muss nicht alles therapieren wollen. Denn jeder Mensch hat das Recht, auch einfach er selbst zu sein.

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